Tag 81
Früh morgens stehe ich vor der Tür und fahre los. Es sind 80 weitere Kilometer auf dem Eurovelo.
Nach einem Kilometer merke ich, dass ich die Fahrradhandschuhe vergessen habe. *Stöhn* Umdrehen, holen, weiterfahren.
Kurze Zeit später komme ich auf der Landstraße an einem Schild vorbei: Santiago 69km. Dieser Straße werde ich folgen, egal wo der Radweg ist. Die Autos dürfen zwar 90km/h fahren, es ist aber Sonntag, also hat es kaum Verkehr.
Ich komme an einem unscheinbaren Kreisverkehr vorbei, aber ich habe schon die Vogelperspektive im Kopf.
Die Chance dieses Bild zu machen, werde ich wohl kein zweites Mal in meinem Leben bekommen. Auch heute kein zweites Mal mehr, denn jede Sekunde fängt es an zu regnen und es wird nicht mehr aufhören.

Viel mehr als 10 Grad hat es nicht und als ich weiter fahre fängt es in der Tat an zu regnen. Die Straße verwandelt sich kurzzeitig in einen Fluss. Es stürmt heftig. Angenehm ist, dass die Autos deutlich langsamer überholen. Nur noch 3 Stunden Regenfahrt mit stürmischem Gegenwind und Bergen. Alles egal! Ich werde heute in Santiago ankommen!

Nach einer Stunde wird meine Laune langsam schlechter, aber zum Glück hört der Regen auf. Alles wieder gut.
Die bergige Waldlandschaft erinnert mich an Österreich. Nur die schönen Häuser fehlen…und die Österreicher.
Nach dem Mittagessen (im trockenen) fahre ich mit Podcast im Ohr weiter.
Von 4:40h Fahrtzeit regnet es mindestens für 3 Stunden.
Endlich sehe ich die Kathedrale von Santiago, als ich um eine Bergkurve fahre. Ein kurzer Moment der Erlösung.
Als ich in die Innenstadt komme stelle ich überrascht fest, dass diese leer ist. Die berühmte Stadt, in welcher letztes Jahr (2019) über 53 tausend Pilger ankamen, ist leer! Dieses Jahr sind es wohl unter 10 tausend Pilger.
Ich suche eine Herberge, doch alle die ich finde sind voll oder geschlossen. Ein Mann auf der Straße empfehlt mir eine Bleibe.



Begeisterung! Mein eigenes Zimmer mit eigenem Bett! Ich bleibe für 4 Nächte (20€/Nacht). Das ist vergleichsweise etwas teurer, aber das gönne ich mir.
Der Weg nach „Santiago de Compostela“ ist nach insgesamt 4970 Kilometern abgeschlossen. Ich hätte echt noch 30 Kilometer Umweg fahren sollen.
Am Abend bin ich verabredet, mit Lukas, Ina und Aurore. Zusammen gehen wir in einem leeren Restaurant essen und ich bin richtig glücklich.

Von Aurore hatte ich bis jetzt nur von anderen Reisenden gehört, die mir von ihr erzählt haben. Sie ist eine Radreisende aus Belgien und es freut mich sie jetzt auch persönlich kennen zu lernen.
Mit festem Plan gehe ich ins Bett: Morgen werde ich mich nicht bewegen…
Ein Gedanke zu „Tag 81“
Hey Arthur, wow! Toll, richtig spannend Deine Blog zu lesen 😍mich freut es sehr, dass du so viele Erfahrungen machen kannst (wenn auch teils nasse und nervige durch das Wetter). Genial, wie du auf deinen Körper hörst und dir Pausen zum nichts tun gönnst und schön, dass du so viele Leute kennenlernst , dich mit ihnen austauschen kannst .😊
Liebste Herbst-Grüße und gute Weiterreise🥰🍂
Nina