Tag 67

Tag 67

Heute wird es spannend. Ich will die Grenze nach Spanien überschreiten und gleichzeitig die Pyrenäen durchqueren. Das Höhenprofil sieht folgendermaßen aus (Saint-Jean-de-Luz bis Pamplona auf dem Eurovelo):

X-Achse: Strecke in km
Y-Achse: Höhe in m

Um die Etappe bestehen zu können, stehe ich um 7 Uhr auf und besuche Tristan und Clement auf dem Markt. Hier verabschiede ich mich von ihnen. Außerdem gehe ich noch einkaufen und rüste mich mit Verpflegung aus, falls ich in den Bergen übernachten muss.

Nach einer 30 Kilometer langen und hügeligen Strecke an der Küste, erreiche ich die spanische Grenze. Auf dem Radweg gibt es leider kein Ländergrenzen-Schild.

Ab jetzt führt der Weg an einem Fluss ins Landesinnere bzw. ins Gebirge. Es gibt kaum Steigung aber hin und wieder fahre ich durch stockdunkle Tunnel. Das ist echt ein Bisschen gruselig.

So sieht es aus, wenn man auf Berge zufährt:

Nach 70 Kilometern biege ich auf die Passstraße ab. Ein Auto kommt mir entgegen und der Fahrer zeigt mir den Daumen hoch. Das heißt wohl, dass es eine größere Herausforderung werden könnte.

(Das Höhenprofil aus Bild 1 rechnet mit dem direkten Weg, also verschiebt sich alles nach hinten. Ich fahre also mehr Strecke als angegeben).

Bevor ich den Berg hochfahre, esse ich ein Brot und zwei Zuckerwaffeln zu Mittag. Die Stimmung ist Top, denn ich höre „Gemischtes Hack“. Dann geht es los im ersten Gang. Ich habe 800 Höhenmeter auf 20 Kilometern vor mir. In anderen Worten: Es geht 20 Kilometer bergauf. Es regnet übrigens (trotzdem habe ich gute Laune, aber auch Respekt).

Ich fahre die schönste Straße auf der ich je gefahren bin entlang. Ein wunderschöner, bergiger, bunter Herbstwald. Und mittendrin schlängelt sich die einspurige Passstraße entlang.

Es regnet immer noch (ein Paar kurze Regenpausen gibt es). Irgendwann lassen meine Beine nach und ich esse ein zweites Brot und drei Zuckerwaffeln. Dafür wird die Aussicht immer schöner.

Immer wieder mache ich kurze Pausen und arbeite mich so Stück für Stück den Berg hoch. Meine Laune wird immer Besser, denn ich komme immer näher zum Pass und die Landschaft ist wunderschön (vor allem wenn es nicht regnet).

Auf ein Mal wird es sehr stürmisch und es regnet wieder. Dann stoße ich in die Wolkendecke aus welcher der Regen kommt. Ich sehe nur noch die nächste Kurve, denn alles ist nebelig.

Plötzlich ist der Weg eben, ich muss also kurz vor dem Pass sein. Und tatsächlich kommt das Schild nach der nächsten Kurve. Ich habe es geschafft!!!

Der Wind ist so stark, dass mein Fahrrad umgeweht wird.

Es folgt die kälteste Fahrt meines Lebens. Mir frieren gefühlt die Finger ab, aber die Landschaft ist einfach nur atemberaubend prächtig.

Nach der Abfahrt komme ich an ein paar Seen mitten im Herbstwald vorbei.

Ich bin fix und fertig. Bis Pamplona sind es noch 25 bis 30km. Ich habe am Berg über Couchsurfing bei einem Host angefragt, aber noch keine Antwort bekommen. Eine Antwort habe ich aber auch noch nicht erwartet.

Ziemlich erschöpf fahre ich weiter. Meine Laune wird schlechter weil ich so fertig bin. Ohne Energie komme ich schließlich nach 125 Tageskilometern in Pamplona an. Ich fülle an einem Trinkwasserspender mein Wasser auf und will mir einen Platz zum Zelten suchen. Aus der Stadt schaffe ich es nicht mehr raus.

Schließlich finde ich ein grünes abgelegenes Plätzchen in der Stadt und schlage mein Zelt auf. Ob Leute vorbeikommen ist mir egal. Im Zelt telefoniere ich mit meiner Familie um meine Laune zu bessern, denn ich kann stolz auf mich sein…

Ein Gedanke zu „Tag 67

  1. Grandiose Etappe🏆🥇
    …was mir am meisten gefällt:

    Du nimmst die Welt, wie sie ist – trocken oder nass – warm oder kalt – steil oder flach – das sind für Dich nur Gegensatzpaare – kein Grund zu klagen oder Dir das zu wünschen, was es gerade nicht gibt – Chapeau 🎩

    Für alle, die noch nie in Pamplona waren (ich auch nicht) – Willy Astor besingt den Ort in seinem Frankenlied bei 1:45 min

    https://www.youtube.com/watch?v=yThNBZrgP2Q

    weiterhin alles Gute ich bin Dein Fan – wäre gerne dabei, weiß aber, dass es dann nicht diese Reise wäre – ich hoffe es klappt Anfang Dezember – auf ein Treffen mit Dir auf La Palma

    LG

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