Tag 86
(Hier geht es nach langer Schreibpause weiter)
Meine Laune ist wieder positiv. Gestern wurde ich von der Pilgerin Marina nach Porto eingeladen. Sie wird nach Santiago pilgern und dann mit dem Bus mach Porto zurück fahren.
Ich werde währenddessen mit dem Rad nach Porto fahren. Also fahre ich von Pontevedra los, bzw. werde aus der Herberge gekickt.
Die Straße auf der ich fahre, schlängelt sich an Seen entlang, welche zwischen den vielen bewaldeten Bergen liegen. Eine wunderschöne Landschaft.


Von Redondela geht es weiter nach in Richtung Vigo. Auf dem Weg mache ich eine sehr außergewöhnliche Begegnung. Vor mir auf dem Seitenstreifen läuft ein Fußgänger neben einem Bike-Packer (Radreisender).
Ich überhole sie und werde schallend vom Fußgänger gegrüßt. Er ist außer sich vor Freude mich, einen weiteren Bike-Packer, zu treffen.
Als ich mich zu dem auf dem Seitenstreifen laufenden Mann umdrehe sehe ich folgendes Bild: Der Mann trägt eine schmutzige Jeans zu einem schmutzigen Hemd. In der linken hand eine Weinflasche, in der Rechten eine offene Dose mit Hundefutter.
Er unterhält sich mit dem anderen Bike-Packer in fließendem englisch. Als er mir sagt, woher er kommt und was er hier macht muss ich lachen.
Er ist Österreicher und sucht einen Hund. Er sagt, wenn er den Hund findet, bekomme er eintausend Euro als Belohnung!
Ich frage mich, wie der Mann aus Österreich, mitten in Spanien in diesem Zustand, auf einem Seitenstreifen gelandet ist.
Nach einem kurzen Gespräch fahre ich mit dem Bike-Packer und wir verabschieden uns vom Österreicher.
Der Name des Bike-Packers, welcher schon eine halbe Stunde mit dem Mann am reden war, ist Timothee. Sein Alter schätze ich ihn wie meines, er ist jedoch drei bis vier Jahre älter. Immer noch ziemlich jung!
Er kommt aus Bordeaux und will, wie ich, Europa umrunden! Woooohoooo!
Als wir in Vigo ankommen trennen sich unsere Wege jedoch, da er ein Paket in einer anderen Stadt empfangen muss.
Es ist früh am Mittag und ich will heute nur noch vor bis an das Meer fahren, um dort auf Timothee zu warten, der vielleicht zu mir stoßen wird.
Eigentlich weiß ich nicht so recht was ich in Vigo machen will. Für mich ist es eine Stadt, verbunden mit Stress und viel Verkehr. Aber Timothee stellt mir die frage, ob ich einfach so weiterfahre.
Jetzt verspüre ich den Drang noch etwas zu bleiben.
Ich entdecke einen grünen Berg mitten in der Stadt. Mal schauen was da ist. Als ich mich im ersten Gang, angestrengt den steilen Anstieg hochfahre, frage ich mich, warum ich das mache. Generell stellt man am Berg vieles in frage.
Aber oben angekommen hat man dann den Grund. Mittagessen bei grandioser Aussicht.


Nach der wohlverdienten Pause fahre ich weiter in Richtung Küste.


Mir fällt auf: Die Wellen werden größer.

Dann fahre ich um die letzte Kurve und sehe am Horizont nur noch Wasser. Traumhaft.
Ich suche nach einem Platz für mein Zelt, hier will ich campen.
Ich blicke nach links…ein Berg mit schmaler steiler Straße nach oben. Das sieht sehr verlockend aus.
Beim Anstieg stelle ich nicht alles in Frage. Knapp 100hm sind es zwar, aber ich weiß, es wird sich lohnen.
Richtung offenes Meer gibt es leider keine Zeltfläche. Aber ich finde ein einigermaßen abgelegenes Plätzchen in Richtung Landesinnere und bin durchaus zufrieden. Timothee bleibt in Vigo. Wir sind uns beide nicht sicher ob wir nach Portugal einreisen können, da es Reisebeschränkungen gibt.

In der Nacht sehe ich das feurig orange Licht der Stadt am anderen Ufer…
