Tag 75
Ich habe das Zelt so platziert, dass am Morgen die Sonne drauf scheint. In kurzen Klamotten kann ich das Zelt entspannt bei 8 Grad abbauen. Als ich losfahre wird es dann durch den Fahrtwind doch etwas frisch.
Lukas berichtet mir, dass man León passieren kann. Die Stadt war vor kurzem noch wegen eines Lockdowns abgeriegelt und konnte von den Pilgern mit einem kostenlosen Bus umfahren werden. Ich beschließe mit Maske schnell rein und wieder raus zu fahren.
Auf dem Weg nach León habe ich einen Ohrwurm von „Highway to Hell“.
Leon ist auf den ersten Blick einfach nur groß. Viele Hochhäuser stehen aneinander. Die Kreisverkehrsinsel ist erstmal das schönste.
Als ich mich der Innenstadt nähere verändert sich das Stadtbild. Jetzt sehe ich verzierte Häuser und neben der großen Fußgängerzone gibt es sehr hohe, schmale Gassen.

Irgendwo hier muss auch noch eine Kathedrale sein. Am Ende der Fußgängerzone finde ich sie und ich staune über die Massivität.


Genauer schaue ich mich nicht um und mache mich auf den Weg, raus aus der Stadt.
Nach einem kurzen, steilen Anstieg auf einer Schotterstraße in schlechterem Zustand mache ich auf einer Ebene Mittagspause.

Hier treffe ich Hannah, eine Pilgerin aus Nord-Irland. Ich gebe ihr eines meiner Schokomuffins und sie ist überglücklich. Nach der Pause hole ich sie wieder ein und wir verabschieden uns.
Ein paar Kilometer weiter treffe ich den Pilger Xavier aus Frankreich und ich beschließe ein Stück mit ihm zu laufen (er will kein Muffin). Er ist Open-Water-Schwimmer und hat schon eine Radreise von Griechenland nach Frankreich gemacht. In 10 Tagen will er Santiago (300km entfernt) erreichen. Das ist eine starke Leistung, Viel Glück!
Nach einer Weile treffen wir auf den Ort Órbigo und ich beschließe zu bleiben. Xavier will noch 15km weiter, nach Astorga laufen.

Zwar habe ich erst 53km auf dem Tacho, aber hier in Órbigo gefällt es mir gut. Außerdem finde ich eine sehr hübsche Herberge für 8€.
In der Herberge lerne ich eine 5er-Gruppe Pilger kennen. Einer von ihnen ist Roberto und wir unterhalten uns am Abend. Er ist schon sehr viel gereist und liebt die Freiheit des Reisens. Als ich ihm sage, dass ich 19 Jahre alt bin, fällt ihm die Kinnlade runter. Das gibt mir ein sehr gutes Gefühl bezogen auf die Reise.
Morgen soll es stark regnen, also werde ich einen morgen einen Pausentag machen…