Tag 68

Tag 68

Am Morgen lasse ich mir Zeit bis ich losfahre. Es geht los, mitten durch Pamplona. In Stadt-Erkundungsstimmung bin ich nicht, also fahre ich einfach nur durch.

Meine Beine sind vom gestrigen Tag erschöpft und ich sehne mich nach Ruhe. Also organisiere ich keine Übernachtungsmöglichkeit und fahre nur vor mich hin. Schlafen will ich einfach dort, wo ich am Ende des Tages ankomme.

Mittlerweile bin ich auf dem Jakobsweg angekommen und überall gibt es Schilder mit Jakobsmuscheln, welche den Weg für die Pilger weisen. Trinkwasserstellen gibt es auch sehr häufig, was mich sehr freut.

Ich denke, der Weg würde jetzt nach dem Gebirge flacher werden, aber ich irre mich gewaltig. Weiter geht es wieder viele Höhenmeter bergauf und bergab. Das ist mir aber eigentlich egal, denn ich habe kein Ziel, das ich erreichen muss.

Die bergige Landschaft ist traumhaft schön, aber bis jetzt sehe ich noch keine Pilger.

Die Landschaft ist von vielen weiten Flächen (Felder) geprägt. Mittendrin gibt es Ortschaften, welche das Gesamtbild wunderschön erscheinen lassen. Außerdem kann man sehr weit sehen und am Horizont sind immer Berge.

Ich denke: „Spanien ist bis jetzt das schönste Land.“ Aber ich glaube, das sage ich immer wenn ich etwas neues sehe.

Langsam bekomme ich hunger und will einkaufen gehen (es ist Montag). In Pamplona hatten alle Supermärkte zu, weil (wie ich rausgefunden habe) irgendein Feiertag ist.
Mittlerweile bin ich in Puente la Reina und fahre mit meiner optimistischen Naivität zum Supermarkt. Geschlossen. Dann sehe ich Menschen mit Gemüsetüten in der Hand um die Ecke laufen. Ein Markt! Ich laufe hin. Was ich sehe ist faszinierend und zugleich sehr verwirrend.

Ich bin nicht auf einem normalen Markt gelandet, auf welchem man dinge Kaufen kann, welche es auf einem normalen Markt nunmal gibt. Stattdessen gibt es nur Paprika zu kaufen. Das ist aber nicht das, was mich fasziniert.

Ich habe folgendes Bild vor Augen: viele Menschen stehen in einer Schlange und kaufen kiloweise schwarz-verbrannte Paprikas. Davon bin ich sehr verwirrt aber auch fasziniert.

Die roten Paprikas kommen in einen länglichen Ofen und rollen durch eine Spirale zum anderen Ende. Dort fallen sie komplett schwarz wieder raus und werden in Kisten gesammelt.

Der Ofen

Ich bin mir nicht sicher wovon ich gerade Zeuge wurde, aber eine Sache weiß ich: Schwarze Paprika will ich nicht essen, also gehe ich zum nächsten Restaurant.
Alles ist voll mit Menschen und die Kellnerin ist überfordert. Das wird nichts.

Etwas mürrisch fahre ich weiter und sehe nach der nächsten Ecke die Erlösung: eine Tankstelle! Hier finde ich alles was ich brauche und esse unter einem Dach, denn es regnet leicht.

In den Bergen war es schon ziemlich kalt, aber es scheint nicht wieder sehr viel wärmer zu werden. Beim Mittagessen muss ich mich warm einpacken.

Erik (Physiotherapeut), ein französischer Radreisender entdeckt auch die Tankstelle zur Nahrungsbeschaffung. Er erzählt mir, dass er sehr gerne durch Spanien reise und dass ich in 20 Kilometern an einer verlassenen Tankstelle vorbeikommen werde (Er hat die Reise schon mehrmals gemacht).

Tatsächlich…

Langsam machen die Beine schlapp (Tageskilometer 59) und ich biege von der Straße in einen Waldweg ab. Nach 50 Metern bekomme ich den schönsten Nachtplatz zu Gesicht.

Ich beschließe mir für die nächsten Tage keine Unterkunft zu suchen…

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