Die Optimierung meines Fahrrads ist fertig. Jetzt will ich mich herausfordern. Der Plan: In zwei Tagen von Murcia nach Valencia (280km). Ich will wissen ob ich es rein körperlich schaffen kann. Also los.

Um 7:50Uhr fahre ich los, entlang an einem Kanal, welcher zum Meer führt. Die Strecke ist eben und größtenteils Asphaltiert. Aber es ist frisch. In der ersten Stunde fahre ich mit Pullover und dünnen Handschuhen.
Rechts neben mir steigt die Sonne über den Horizont, welchen eine Bergkette bildet. Traumhaft.

Schnell mache ich die ersten Kilometer, vielleicht etwas zu schnell. Denn ich sollte mir meine Kräfte einteilen.

An der Küste angekommen fahre ich zur nächsten Tankstelle und erhöhe den Druck in beiden Reifen auf das Maximum (5 bar). Schon rollt es besser.

Um 11:00 Uhr mache ich Mittag auf einer Bank am Straßenrand. Ich esse drei kleine Pizzen Calzone und eine Banane. Über 60 Kilometer stehen schon auf dem Tacho.
Ein 50-Jähriger Ire spricht mich an. Er ist begeistert von meiner Reise und fragt mich ob ich schon abgenommen habe. Denn er selber fahre jeden zweiten Tag 150km Rennrad und schaffe es nicht abzunehmen. Der Mann hat kein Sixpack aber ist auf keinen Fall übergewichtig.
Ich erkläre ihm, dass ich eher versuche nicht abzunehmen und viel esse.
Er meint es müsse am Alter liegen, dass er nicht so viel abnimmt. Das kann sehr gut sein.
(Soll ich sowas mal in einem Dialog schreiben?)

Weiter geht die Fahrt. Der Eurovelo würde in die Berge auf über 800m führen. Die Fahrt wäre mit Sicherheit wunderschön.
Für mich geht es die nächsten beiden Tage aber nicht um „wunderschön“ sondern um Strecke, Geschwindigkeit, und Schweiß. Angehalten wird nur für Pinkelpausen und Essen.

Parallel zur Autobahn verläuft eine Nationalstraße. Normalerweise ist diese kaum befahren, da alle auf der Autobahn fahren. Beim heutigen Streckenabschnitt sieht die Sache aber leider anders aus. Es gibt teilweise viel Verkehr aber wenigstens fahren die LKW auf der Autobahn. Außerdem ist der Seitenstreifen sehr breit und als Radweg gedacht.
Was anstrengend ist, sind die Aus- und Auffahrten. Immer muss ich schauen, dass gerade keiner kommt um auf die Fahrbahn und wieder auf den Seitenstreifen zu wechseln.

Als ich mich Kilometer 90 nähere, sehe ich Alicante. Hier gibt es eine (vermutlich maurische) Festung auf einem Berg. Schön für den Berg, ich fahre weiter.

Nochmal halte ich am Supermarkt. Ich kaufe 400g Karamellwaffeln und eine Tüte Gummibärchen. Nicht wirklich schlau, eine vollwertige Mahlzeit wäre deutlich besser und gesünder.

Kilometer 120: Von der Straße sehe ich Benidorm, ein beliebter Badeort an der Costa Blanca. Ich bin sehr beeindruckt von all den modernen Hochhäusern aber halte nicht an. Was soll ich da auch? Die Stadt sieht schon von weitem wie ausgestorben aus. Hinein zu fahren wäre eher deprimierend.

Nach Kilometer 130 bin ich am Ende meiner Kräfte. Bei der nächsten Ausfahrt fahre ich raus und mache 20-30min Pause. Pause hätte ich öfter machen sollen. Beim Mittagessen habe ich nur zum essen angehalten und die Waffeln habe ich während der Fahrt gegessen.

Nach der Pause geht es mir deutlich besser und die Fahrt kann weiter gehen. Ich komme wieder in Form und habe überraschender Weise viel neue Kraft.
Die Strecke verläuft größtenteils Flach mit leichtem Rückenwind. Ideale Bedingungen. Der Schnitt liegt bei 22km/h.

Ein kleiner Anstieg (ich esse noch eine Banane). Dann wieder Meereshöhe.

Kilometer 155: Ich stehe vor einer Entscheidung. Es geht nochmal 260hm rauf. In 1,5 Stunden wird es dunkel. Das sollte ich schaffen, denn ich fühle mich fit.

Die Navigation schickt mich runter von der großen Straße, auf kleine Straßen in Ortschaften. Diese sind so steil, dass ich 3-4 Mal schieben muss. Da leidet natürlich der Schnitt. Aber Hauptsache ich schaffe es den Berg noch.
Gefühlt bin ich ziemlich schnell oben und es folgt die Abfahrt.

Langsam nähere ich mich der Küste. Noch kann ich einen Platz für mein Zelt finden, bevor alles mit Häusern vollgebaut ist.
Unter einer Brücke einer Orangenplantage finde ich meinen Schlafplatz.

Strecke: 174km; Schnitt: 21,6km/h; Dauer: 8:03h

Ein neuer Streckenrekord und der schnellste Schnitt. Sehr geil.
Noch ungefähr 100km bis Valencia…