Tag 181
Am Morgen schreibt mir Ina, dass eine ausgewachsene Wildsau vor meinem Zelt steht. Ich ziehe die Ohrenstöpsel raus und tatsächlich höre ich es laut und deutlich grunzen.
Aus ein paar Metern Entfernung höre ich Lukas ¡Hola amigo! rufen, so wie er jedes Tier grüßt. Scheinbar leitet die Sau als nächstes ein Ausweichmanöver ein.

Am Abend zuvor kam uns auf dem Weg ein alter Mann auf einem Motorrad voller Matsch entgegen. Er sagte, es seie nicht möglich den Weg weiter zu fahren. Wir sollen einen Umweg nehmen.
Wie schlimm kann es schon werden? Vor allem wenn ein alter Einheimischer, auf einem motorisierten Fahrzeug uns ausdrücklich sagt, dass wir da nicht entlangfahren können. Bis jetzt hat uns noch nichts aufgehalten. Los geht es. Fünf Kilometer bis zur Straße.
„Wer als letztes absteigt hat verloren!“.
Nach 100 Metern schieben wir an der ersten Pfütze vorbei. Der Weg ist sehr schlammig. Die Räder verlieren immer mehr das Profil, bis der Reifen von einer Schicht Matsch überzogen ist. Aber soweit kommen wir ganz gut voran.
Wir haben keine Vorstellung was folgen wird…

Langsam aber sicher wird de Weg schlammiger und die Pfützen größer, bis sie aus dem Weg einen See machen.

Der Matsch wird immer dicker und wird über die Räder unter das Schutzblech gezogen.

Nach nur 5 Metern bewegen sich die Räder nichtmehr. Vom Wegrand nehme ich einen Stock um den Matsch zu entfernen. Das ist eine ziemliche Arbeit.

Nach 5 weitern Metern wiederholt sich die Prozedur. Anhalten, putzen, 5m fahren, anhalten, putzen, 5m fahren und immer so weiter…
Dadurch, dass der Weg nur langsam immer schlimmer wird, merken wir zu spät in welchem Schlamassel wir stecken.
Noch 2,4km.
Als ich mich einmal für den falschen Weg entscheide und mal wieder feststecke, ist mir alles egal. Ich laufe einfach durch die Pfütze durch. Das Wasser und der Dreck füllen meine Schuhe.
Langsam ist es nicht mehr lustig. Ich bin wirklich erschöpft, der Matsch an meinen Waden trocknet, die Füße sind immer noch nass und das Fahrrad ist großflächig mit Schlamm bedeckt. Aber ich habe auch noch Glück im Gegensatz zu Lukas und Ina eine Naben-Schaltung zu haben. Dadurch sind meine Zahnräder nicht auch noch verschmutzt.

Aus meiner Komfortzone wollte ich schon mal raus, aber nicht so weit, dass ich sie nicht mehr sehe.
Nach 4 Stunden (5km) kommen wir an der Straße an. Wir brauchen eine Unterkunft. Am besten einen Wasserschlauch. Wir fahren in den nächsten Ort.
Was sehe ich da links neben der Straße am ersten Haus der Ortes? Einen Wasserschlauch!!! Wir sind gerettet! Das Restaurant hat geschlossen, also bedienen wir uns. Schließlich befinden wir uns in einer miserablen Lage.
Aus jeder Pore meines Schuhs läuft braunes Wasser. Mit Hochdruck spülen wir uns und die Räder sauber. Nach einer Stunde sind wir fertig. Mittlerweile ist es 15:00 Uhr.

Wir haben unsere Lektion gelernt.
(Ausführlicher will ich nicht berichten. Es ist wirklich unangenehm darüber zu schreiben weil ich alles nochmal durchlebe. Ich werde es auch nicht nochmal lesen.)
Die guten Abschnitte des Eurovelos sind meistens nur die ausgeschilderten. Zu unserer Überraschung sehen wir genau das als nächstes: Ein Schild. Erleichterung und Vorfreude steigen in mir auf.



Immer weiter geht die Fahrt durch die Natur, bis wir einen schönen Ort zum schlafen finden. Ganze 36km Strecke haben wir zurück gelegt… (Gestern über 100km).


