Tag 88
Ich stehe früh auf und verlasse als letzter und einziger Pilger die Herberge.
Der erste Tagesabschnitt führt am Fluss entlang, ins Landesinnere. Bis zur nächsten Brücke will ich fahren um den Fluss und somit die Grenze nach Portugal zu überqueren.
Der Wind weht mir von Westen in den Rücken. Noch ist es trocken. Als ich mich der Brücke nähere und mich umdrehe, sehe ich die beiden Länder, dazwischen der Fluss.

Noch ein Kilometer. Keine Grenzkontrolle in Sicht. Die Brücke ist jedoch gewölbt. Ich kann die andere Seite also nicht sehen.
Etwas angespannt fahre ich langsam die Brücke hoch. Dede Sekunde könnte eine Grenzkontrolle auf der anderen Seite auftauchen. Aber es ist niemand da. Ich bin erleichtert.


Es beginnt zu Regnen. Nicht stark, aber konstant. Das Wetter ist kühl und der Wind, welchen ich gerade noch als Rückenwind hatte, kommt mir kalt und mit Regen entgegen.
Dem Radweg, welchem ich folge, hört nach ein paar Kilometern auf.
Auf einer Straße, welche immer holpriger wird, fahre ich weiter und bleibe irgendwann im Schlamm stecken. Ich drehe um.
Ja, am Bagger und am fehlenden Straßenbelag, hätte man erkennen können, dass das Ganze hier eine Baustelle darstellen soll.
Ab jetzt fahre ich nur noch auf etwas größeren Straßen.
Der Regen nervt, vor allem mit dem Wind und der Kälte. In einer Busshaltestelle aus solidem Beton mache ich Pause. Nach einer Stunde regnet es immer noch. Ich fahre weiter.
Nach insgesamt 3 Stunden Regenfahrt komme ich in Viana do Castelo an. Die Laune ist mittelmäßig, bzw. ziemlich weit unten. Als ich sehe, dass die Pilgerherberge wegen COVID-19 geschlossen hat, beschließe ich in ein Hotel zu gehen.
Was ich will, ist eine warme Dusche, ein warmes Bett, WLAN und meine Ruhe. Der Preis ist mir egal.

Morgen soll das Wetter genauso schlecht werden. Ohne zu zögern buche ich eine zweite Nacht…